Die Auswirkungen der Corona-Pandemie begleiten uns noch immer in vielerlei Hinsicht und werden voraussichtlich noch einen längeren Zeitraum unseren Alltag in einer Weise verändern, wie wir es uns bis vor einigen Monaten in keiner Weise hätten vorstellen können.

Neben den Verunsicherungen bezüglich der eigenen Gesundheit oder der möglichen Gefährdung der Gesundheit von uns nahestehenden Personen gab und gibt es bei vielen Menschen u.a. tiefe Verunsicherungen hinsichtlich der materiellen Existenz, der beruflichen Existenz. Die notwendig gewordenen Eingriffe in unsere vielgeliebte persönliche Freiheit der Fortbewegung, der Kontaktaufnahme, der Freizeitgestaltung haben unseren Spielraum erheblich eingeschränkt und schränken ihn bis heute in verschiedener Weise weiterhin ein.

Einige der Dharmalehrer*innen gaben gerade zum letzten Punkt klare Aussagen, die es unterstützten, ein eigenes Ja zu diesen Maßnahmen finden zu können. So etwa äußerte Dzogchen Pönlop Rinpoche in seinem Online-Teaching zur Corona-Pandemie (am  10. Mai 2020 im Kamalashila Institut – Licht in Zeiiten der Dunkelheit), dass wir gerade jetzt große Möglichkeiten zur Einübung von Freundlichkeit und Mitgefühl haben: beispielsweise durch social distancing und Tragen von Mund-Nasenschutz schützen wir neben uns vor allem die anderen, wir üben uns dadurch in neuen Verhaltensweisen zum Wohle aller, wir können so auch die Ketten unserer bisherigen Gewohnheiten durchschneiden.

Dzogchen Ponlop Rinpoche: Light in Times of Darkness / Licht in Zeiten der Dunkelheit

Einige wichtige Kriterien der Corona Pandemie seien hier genannt: plötzlicher und für alle Beteiligten unerwarteter Beginn, nicht vorhersehbar, vor allem anfangs keine Voraussage möglich über weiteren Verlauf, nicht einschätzbar bezüglich der Gefährdung des Einzelnen wie auch des Kollektivs.

Diese für ausnahmslos alle geltende Unberechenbarkeit dieses Ereignisses hat für den Einzelnen verschiedene und teils sehr unterschiedliche Auswirkungen. So konnten Menschen, die bereits mit der Unberechenbarkeit des Lebens in Erfahrung gekommen waren unter Umständen auf ihre diesbezügliche Erfahrung zurückgreifen: z. B. dass sie sich mit einer Krebserkrankung oder einer anderen schweren Erkrankung auseinander setzten mussten, sei es, dass sie die Erfahrung vom plötzlichen Tod Angehöriger gemacht haben, sei es, dass ihnen die Arbeitsstelle unerwartet gekündigt wurde, sei es, dass sie in ihrem Leben die Gewaltauswirkungen eines Krieges am eigenen Leib erfahren mussten – um nur einige Beispiele zu nennen. Möglicherweise konnten sie dann in einigen Punkten und Momenten gelassener bleiben – aus der Erfahrung heraus, dass das Leben unbeständig und nicht planbar ist.

Aber es gibt auch eine mögliche Kehrseite dieser erlebten Vorerfahrungen. Wer in seinem Leben bereits durch Erfahrungen von Gewalt, Grenzüberschreitungen, plötzlichem Verlust von Angehörigen, Unfall, schwere Erkrankung oder anderweitig traumatisiert war, konnte nach einiger Zeit des Bestehens der Pandemie vielleicht bei sich eine zunehmende Unruhe und Gereiztheit bemerken, die vielleicht nicht direkt einem äußeren Ereignis zuzuordnen war – oder auch, dass evtl. Erinnerungen an frühere schlimme Ereignisse wieder auftraten, verbunden mit Gefühlen des Ausgeliefertseins, der Ohnmacht, der Angst, diese Situation nicht aktiv beeinflussen zu können. In diesem Fall wäre das eine natürliche Reaktion auf ein aktuelles unberechenbares Ereignis wie die Corona Pandemie: die aktuelle Situation erinnert an frühere Situationen im eigenen Leben, denen man sich in ähnlicher Weise ausgeliefert gefühlt hatte. In dem Fall bringt die Pandemie – wie mit einem Zoom – nochmals eigene frühere traumatische Situationen des Ausgeliefertseins ins Bewusstsein; sie werden sozusagen in Resonanz gebracht: ihre damit verbundenen Gefühle wie Angst, Ohnmacht, evtl. auch Wut ertönen wieder in unserem Geist.

Wenn ich das erkennen kann, dass da eine äußere Gegebenheit wie diese Pandemie in mir meine inneren Erfahrungs-Gegebenheiten wieder anstoßen kann – mit all den damit verbundenen schwierigen und unangenehmen Gefühlen, dann könnte das ein kostbarer Moment werden: ein Moment, in dem wir mit mitfühlenden und freundlichen Augen auf uns selbst und unsere aufgewühlten Gefühle blicken. Vielleicht mag uns das nicht gleich im ersten Anlauf gelingen – aber es ist möglich, das zu erlernen.

Sowohl im Buddhismus wie auch in der Psychologie und Psychotherapie gibt es eine Vielzahl von Methoden und Herangehensweisen für den Umgang mir sich, mit seinem Geist, für den Umgang mit schwierigen Situationen und Gefühlen.

Einen Einblick dazu gibt die neue Reihe Buddhismus und Psychologie, die ab dem Wochenende 16. bis 18. Oktober vor Ort im Kamalashila Institut stattfinden wird.

In dieser spannenden Reihe werden acht Kurse angeboten (alle auch einzeln buchbar!), die Parallelen und Unterschiede zwischen Buddhismus und Psychologie unter verschiedenen Aspekten betrachten. Durch Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Meditation und Psychologie wird deutlich, wie man beide Ansätze in unserem heutigen westlichen Alltag fruchtbar nutzen und miteinander verbinden kann.

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